Sonntag, 16. August 2015

Erste Eindrücke



Hallo ihr Lieben!

Gemütlich auf unserem Bett sitzend, melden wir uns heute das erste Mal aus dem fernen Indien. Obwohl wir erst vier Tage hier sind, haben wir schon sehr viel erlebt und möchten unsere Erfahrungen gerne mit euch teilen.

Am 12. August trafen wir uns mit einem lachenden und einem  weinenden Auge mit den anderen 16 Freiwilligen am Frankfurter Flughafen. Einerseits freuten wir uns riesig auf die kommende Zeit in Indien, aber im Hinterkopf beschäftigte uns doch noch der Gedanke unsere Familien und Freunde so lange nicht zu sehen.

Nach etwa acht Stunden Flug erreichten wir Bangalore. Dort machten wir es uns auf dem Boden mehr oder weniger „gemütlich“, da wir die Nacht am Flughafen verbringen mussten.
Am nächsten morgen ging es mit einem winzig kleinen Propellerflugzeug weiter in Richtung Coimbatore.


Dort angekommen wurden wir bereits von Malathi, unserer externen Mentorin, erwartet. Malathi ist unglaublich herzlich und hat uns schon alle „adoptiert“. Immer gut gelaunt und für einen Spaß zu haben, hat sie uns diese ersten Tage in Indien sehr erleichtert.

Mit ihr zusammen fuhren wir in das wunderschöne, ein bisschen außerhalb von Coimbatore gelegene Karl Kübel Institute for Develpment Education (KKID). Auf dem Weg dorthin erleben wir das erste bisschen Indien: 
Linksverkehr mit Rollerfahren, die sich überall in Massen zwischen Rikschas, Bussen und ein paar Autos hindurchschlängeln. Von überall hört man gehupe, teilweise wird die Hupe einfach dauerhaft durchgedrückt, wenn man gerade überholt oder um eine Kurve fährt. Eine riesige Ziegelsteinfabrik zog sich mehrere hundert Meter lang am Straßenrand und man sieht tausende Menschen in wunderschönen bunten Kleidern.

Der nächste Morgen startete weitaus entspannter mit Yoga. Zwei Sonnengrüße und fünf Atemübungen später waren wir für den Tag in Coimbatore gestärkt. Mit dem öffentlichen Bus ging es in die Stadt. Zur Erhöhung des `Energy level´ gab es den gefühlt bereits hundertsten Chai. Ein Getränk aus schwarzen Tee, Milch, Wasser und natürlich Zucker, das die Inder wirklich ständig trinken.

Maßanfertigung der Churidar
Im Kleidungsladen wurden uns erstmal die Augen groß bei den ganzen bunten Stoffen und Farben. Jeder stürzte mit bestimmt fünf Churidar in die Umkleide und das große Umkleiden begann. Bei jeder Churidar wurde von Malathi `Opinions´ eingeholt. Die ausgesuchten Churidar wurden direkt vor Ort angepasst und mit Ärmeln versehen. Mit mindestens zwei Churidar verließen wir alle den Laden und ließen uns ein leckeres Dinner schmecken.
Am Samstag hieß es: 
HAPPY INDEPENDENCE DAY !
Früh morgens machten wir uns mit laut dröhnender indischer Musik mit unserem Bus auf den Weg nach Coimbatore. Unterwegs hielten wir an einer Schule an und durften an deren Independence Day Celebration teilnehmen. Nachdem die örtlichen Politiker begrüßt wurden, trugen die Kinder kurze Lieder vor. Auch wir wurden gebeten einen „typical german song“ zu performen. Wir entschieden für uns für das Fliegerlied. Am Ende kamen ganz viele Kinder auf uns zu gelaufen und freuten sich riesig uns die Hand zu geben und uns nach unseren Namen zu fragen. Mit schwerem Herzen verabschiedeten wir uns von ihnen, obwohl vermutlich jeder von uns gerne einen Schüler geknuddelt hätte.

Schmuck am Eingang der Schule zum Independence Day
Der nächste Halt war an einem Sikh-Tempel. Wir bedeckten unsere Haare und knieten vor der „heiligen Schrift“ nieder. Dies war für uns ein seltsames Gefühl, da wir bis zu dem Zeitpunkt nicht wussten, vor was genau wir da niederknien.  Später erfuhren wir dann vom „Guru“ (Lehrer) dass es sich bei den Sikhs nicht um eine Religion im allgemeinen Sinne handelte, sondern vielmehr um eine Gemeinschaft, die es sich als Ziel gesetzt, das friedliche Miteinander der Religionen zu gewährleisten. In der „heiligen Schrift“ sind ihre Lebensregeln geschrieben und somit wird der Tempel nicht als heilige Stätte sondern als Lehrstätte angesehen.

Nach einer einstündigen Busfahrt haben wir den spirituellen Yogatempel Linga Bhairavi
erreicht. Gleich nach der Ankunft wurden wir gebeten an einem rituellen Bad teilzunehmen. Dazu tauschten wir unsere Kleider gegen orangene Kutten aus. Angekommen in einer Steinhöhle ging es erst einmal viele Stufen tief herab. Unten war ein Wasserbecken, in dessen Mitte sich eine eierförmige Kugel befand, an welcher man sich festhielt während man sich im Wasser treiben ließ. Diese Rituale waren alle sehr interessant, doch leider wussten wir nie genau, was sie bedeuteten. Nach diesem beeindruckendem Ritual besuchten wir einen Meditationsraum. Völlig beeindruckt von dem riesigen Steingewölbe konnten wir uns in die kleinen Einbuchtungen in den Wände setzten. Bei fünfzehnminütiger absoluter Stille konnte man innerlich sehr entspannen und für uns persönlich noch einmal in Indien ankommen.


Als letzten Punkt auf der Tagesordnung stand ein Besuch in einem „Prayer Center“. In dem Runden, mit Teppich bedecktem Raum, sorgten zwei Männer durch christliche Lieder für eine sehr schöne Atmosphäre. Nach so viel Neuem tat es gut, sich in der Umgebung der eigenen Religion zu befinden. Dies löste in uns allen ein gewisses Heimatgefühl aus. Völlig erschöpft von dem langen Tag haben wir uns danach auf den Heimweg ins KKID gemacht.

Am heutigen Sonntag durften wir für die Mitarbeiter des KKID ein deutsches Frühstück zubereiten. Wir schnibbelten Obst für einen Obstsalat, bereiteten Rührei zu, machten Pfannkuchen mit Zimt und Zucker, belegten Pumpernickel und kochten Porridge. Die Mitarbeiter lobten das Essen zwar sehr, genießen aber wahrscheinlich doch ihr indisches Essen mehr.

Henni beim Waschen
Nun stand ein Punkt an, auf den wir uns schon gefreut hatten: Waschen! Mit gesammelter Wäsche gingen wir zum Waschstein. Zunächst mussten die Kleider eingeweicht werden. Dann schlug, wrang, und peitschte man sie mit Seife auf dem Stein. Nun wurde nur noch die restliche Seife ausgewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Das war nicht nur eine sehr nasse sondern auch sehr lustige Angelegenheit. Nach einiger Zeit spürt man jedoch durchaus
seine Armmuskeln.

Zum Abschluss des Tages schauten wir noch gemeinsam einen Bollywood Film.
Wir freuen uns schon sehr, unsere Mentoren kennenzulernen, die morgen anreisen. Am Mittwoch geht es dann in die Projekte, worauf wir auch schon sehr gespannt sind.

Liebe Grüße aus Indien,

Henni und Anja

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